Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, dass sich kein Schmerzgedächtnis ausbildet.
Verliert der Schmerz seine Funktion als Warnsignal, muss er unterdrückt werden, damit der Schmerz nicht chronisch wird. Der akute Rückenschmerz ist also erst mal vom Körper so gedacht, dass man eine Schonhaltung einnimmt, um Muskeln oder Nerven nicht weiter zu schädigen. Leider tendieren gerade Rückenschmerzen zur Chronifizierung.
Daher ist es wichtig, diesen Schmerz nicht auszuhalten, sondern zu unterbrechen.
Dafür gibt es im nicht verschreibungspflichtigen Bereich unterschiedliche Ansätze: die Schulmedizin, die Phytotherapie und die Nahrungsergänzungsmittel.
„Ich möchte keine Schmerzmittel nehmen, ich halte das schon aus.“
Das ist leider der beste Weg, damit sich Schmerzen chronifizieren können.
Im akuten Fall, zum Beispiel beim Hexenschuss (Lumbago), ist es also sinnvoll, für 3-4 Tage oder auch länger Schmerzmittel einzunehmen. Diese sollten konsequent durchgenommen werden, um den Schmerz zu unterdrücken und der Körper sich den Schmerz nicht „angewöhnt“. Aber auch wenn der Schmerz bereits länger besteht, ist es sinnvoll, diesen mit Schmerzmitteln zu durchbrechen, um das Schmerzgedächtnis einmal zu „löschen“.
Allerdings sollte die Einnahme von Schmerzmitteln den Zeitraum 7 – 14 Tagen nicht überschreiten. Bestehen die Beschwerden weiter sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um ursächlich zu behandeln. Kann keine Ursache gefunden werden, sollten andere Maßnahmen gegen den Schmerz gefunden werden (Massage, Akupunktur, Bewegungstherapie).
Weiterhin kann die Einnahme von Schmerzmitteln sinnvoll sein, um eine Schonhaltung verlassen zu können und den Körper wieder an normale Bewegungsmuster zu gewöhnen. Auch hier gilt eine zeitliche Limitierung der Einnahme.
Das WHO Stufenschema gibt in vier Stufen Empfehlungen für die Behandlung von Schmerzen:
Für die Stufe 1 sind nicht steroidale Analgetika vorgegeben, die Stufe 2 und 3 sind überwiegend Opioide und die Stufe 4 beschreibt dann invasive Maßnahmen. Zu den bekanntesten Mitteln aus der Stufe 1 gehören Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Ibuprofen. Diese rezeptfreien Medikamente sind die am häufigsten eingenommenen Schmerzmittel. Sie haben alle eine ähnliche Wirkung: Sie hemmen ein Enzym im Körper (Cyclooxygenase COX), welches für die Herstellung von Schmerzbotenstoffen (Prostaglandine) verantwortlich ist. Diese Prostaglandine erhöhen die Empfindlichkeit von Schmerzrezeptoren und fördern Entzündungsvorgänge.
Daher haben diese drei so genannten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) auch eine antientzündliche Wirkung. Ibuprofen und Diclofenac wirken hier stärker antientzündlich, so dass sie besonders bei entzündungsbedingten Schmerzen in Muskeln und Gelenken eingesetzt werden.
Weiterhin gehört Paracetamol zur Behandlung von Schmerzen der Stufe 1. Die Wirkweise ist nicht vollständig geklärt, hauptsächlich kommt es zu einer zentralen Wirkung, also im Gehirn und Rückenmark. Der antientzündliche Effekt ist nicht gegeben, so dass Paracetamol eher bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen oder ähnlichen eingesetzt wird.
Doch jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf die Schmerzmittel, so dass ein Wechsel des Medikaments sich lohnen kann.
Bei der Einnahme sollten auch die Nebenwirkungen beachtet werden:
ASS hat eine starke Wirkung auf die Blutgerinnung. Therapeutisch wird diese Wirkung bei Gefäßerkrankungen genutzt. Problematisch wird diese Wirkung vor anstehenden Operation wegen möglicher erhöhte Blutungsgefahr.
Ibuprofen und Diclofenac können die Schleimhäute im Magen und im Zwölffingerdarm schädigen. Bei langfristiger Einnahme kann dies bis zum Magengeschwür führen. Daher werden diese oft zusammen mit einem Magenschutz (Protonenpumpeninhibitoren) verordnet.
Paracetamol hat das günstigste Nebenwirkungsprofil, allerdings muss hier besonders streng auf die maximale Einnahme geachtet werden, da es sonst zu Leberschädigungen kommen kann.
Zusammengefasst also:
Schmerzmittel im akuten Fall oder für einen kurzen Zeitraum unbedingt einnehmen, über einen längeren Zeitraum gilt es diese zu vermeiden und Alternativen zu finden.
Die Pflanzenheilkunde zählt zu den ältesten Therapieformen. In allen Kulturkreisen der Welt entwickelten sich Formen der Heilung mit Pflanzen.
Für den deutschsprachigen Raum seien hier stellvertretend Hildegard von Bingen, die Klostermedizin und Paracelsus genannt.
Durch die Möglichkeiten Pflanzeninhaltsstoffe chemisch zu synthetisieren, entwickelte sich die chemische Arzneistoffentwicklung rasant und verdrängte die Phytotherapie zeitweise. Doch gerade in letzter Zeit gewinnen Phytopharmaka wieder an Bedeutung. Ihre Wirkweise rückt in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Jahrhundertealtes, überliefertes Wissen wird so in moderner Form wieder genutzt.
Verschiedene Kommissionen sorgen für eine systematische Sammlung von Angaben zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Arzneipflanzen, so zum Beispiel die Abteilung traditionelle Medizin der WHO.
Phytopharmaka sind zugelassene Arzneimittel, die durch Studien Ihre Wirksamkeit bewiesen haben und für bestimmte Anwendungsgebiete zugelassen sind.
Gerade im Bereich der Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates ist die Phytotherapie als alternatives Therapiekonzept zur Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac zu sehen. Hier kommen sowohl innerlich angewendete Phytopharmaka als auch äußerliche Therapien zum Einsatz.
Eine der bekanntesten Anwendungen bei stumpfen, äußerlichen Verletzungen ist der Einsatz von Arnika.
In Studien wurde nachgewiesen, dass Arnikablüten antientzündlich, analgetisch (schmerzlindernd) und hyperämisierend (durchblutungs-fördernd) sind. Sie greifen direkt in die Entwicklung von Entzündungen ein und werden daher bei Schwellungen und Blutergüsse eingesetzt.
Beinwellwurzel wirkt antientzündlich, abschwellend und fördert die Resorption. Verschiedene Wirkstoffe des Pflanzenextrakts wirken so unterstützend auf die Wundheilung, reduzieren die Ödembildung und unterstützen die Resorption von Hämatomen. Studien haben gezeigt, dass die Anwendung von Beinwellwurzel der Anwendung einer Diclofenac-Salbe in Bezug auf Schmerzreduktion überlegen ist. Die Indikationen sind Prellungen, Verstauchungen, Gelenk- und Muskel-Beschwerden.
Fertige Salben dürfen sogar auch bei offenen Wunden (zum Beispiel Schürfwunden) angewendet werden. Diese sind zum Beispiel Kytta® Schmerzsalbe oder Traumaplant®.
Hierzu zählen z.B. Wacholder-, Rosmarin-, Kiefernnadeln-, Lavendel-, Thymian-, Rosmarin- und Johanniskrautöl. Sie wirken antientzündlich, antiödematös und resorbieren Hämatome. Die Einsatzgebiete liegen bei der Behandlung von Sportverletzungen, Prellungen, Muskelschmerzen, Schwellungen und Hämatomen.
Es gibt verschiedene fertige Zubereitung meist in Kombination mit Arnikablüten:
Dolo-cyl® Öl , Arnika Schmerz-fluid, Retterspitz® äußerlich
Ätherische Öle finden auch in Bädern zur Entspannung der Muskeln ihre Anwendung ( zum Beispiel Kneipp® Rheumabad Spezial oder Pernionin® Thermo-Teilbad an.
Der Hauptwirkstoff der Cayennepfeffer- Früchte ist das Capsaicin.
Dieser wird besonders bei Nervenschmerzen eingesetzt.
Capsaicin führt zu einer Stimulation der Schmerz-Rezeptoren in der Haut. Es kommt zu einem Wärmegefühl, einem Brennen und einer eventuellen Rötung. Durch diesen starken Reiz wird die Weiterleitung des Schmerzes unterbrochen, der Bereich ist schmerz-unempfindlicher geworden. Bei wiederholter Anwendung wird der Schmerz immer wieder unterdrückt, nach circa drei Tagen sind Schmerz oder Juckreiz deutlich zurückgegangen.
Diesen Effekt macht man sich zum Beispiel bei der Behandlung von schweren neuropathischen Schmerzen - hervorgerufen durch Diabetes mellitus oder Herpes Zoster - zu Nutze. Hier werden hoch dosierte, verschreibungs-pflichtige Pflaster verwendet.
Aber auch in der Behandlung von Rückenschmerzen (insbesondere bei Schmerzen, die durch betroffene Nerven wie zum Beispiel bei Ischias-Beschwerden, hervorgerufen werden) finden fertige Zubereitungen ihre Anwendung. Diese sind zum Beispiel als Finalgon® oder als RÖWO® Flexi Forte Gel (in Kombination mit ätherischen Ölen) im Handel.
Gerade Patienten, die über einen längeren Zeitraum Schmerzmedikamente einnehmen müssen, suchen oft wegen der Nebenwirkungen einer Langzeittherapie nach Alternativen. Aber auch bei älteren Patienten werden nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac nicht uneingeschränkt empfohlen.
Folgende pflanzliche Alternativen haben sich in der Praxis bewährt und sind durch Studien in Wirksamkeit und Nebenwirkungen überprüft:
Die Teufelskrallen-Wurzel wirkt antientzündlich, antirheumatisch und schmerzlindernd.
Viele Studien sind im Vergleich zu herkömmlichen Schmerzmittel (zum Beispiel Ibuprofen) bei Schmerzen im Bewegungsapparat durchgeführt worden. Die Wirksamkeit ist vergleichbar, besonders bei chronischen Schmerzen haben sich Präparate mit Teufelskrallen-Wurzel bewährt.
Im Handel sind fertige Arzneimittel wie zum Beispiel Teufelskralle-Loges® oder Doloteffin® erhältlich.
Phytodolor ist eine Kombination aus frischen Pflanzenauszügen von Zitterpappelrinde, Eschenrinde und echtem Goldrutenkraut.
Die antientzündliche Wirkung ist mehrfach in Studien belegt worden. Im Vergleich mit Ibuprofen und Diclofenac zeigte sich für Phytodolor ebenbürtig, teilweise sogar überlegen, und das bei weniger Nebenwirkungen.
Hierzu gehören vielfältige Substanzen: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Fettsäuren, Aminosäuren, Enzyme.
Auch pflanzliche Stoffe können dazu gehören. Der Unterschied zu Phytopharmaka ist, dass die Studienlage nicht ausreichend ist, um eine Zulassung als Arzneimittel zu erhalten, oder das keine Zulassung bisher beantragt worden ist.
Vorgestellt werden hier einige, die bei Erkrankung des Bewegungsapparates von Bedeutung sind:
Sind Entzündungen im Körper vorhanden, werden vermehrt freie Radikale gebildet. So genannte antioxidative Substanzen können diese abfangen und somit zu einer Verringerung der Entzündung führen. Entzündungen sind zum Beispiel auch Gelenksentzündung oder Nervenentzündungen.
Antioxidative Nährstoffe sind zum Beispiel Vitamin C, Vitamin E, Selen, Zink, Kupfer. Weiterhin sind Enzyme antioxidativ und zusätzlich immunmodulierend.
Vitamin D ist zusammen mit Kalzium wichtig für die Kalziumaufnahme in die Knochen, damit diese stark bleiben. Besonders bei Osteoporose ist eine ausreichende Versorgung notwendig.
Auch das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven läuft nur mit einer guten Vitamin D Versorgung optimal. Die immunmodulierende Wirkung des Vitamin D ist für die Abwehr von Entzündungen von Bedeutung.
Omega 3 Festtsäuren haben eine Vielzahl von Wirkungen. Sie sind an dem Zellaufbau beteiligt und wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Für den Bewegungsapparat ist die antientzündliche Wirkung von besonderer Bedeutung. Gerade für Gelenkentzündungen oder rheumatischen Beschwerden ist die entzündungshemmende Wirkung durch Beeinflussung des Prostaglandin-Stoffwechsels nachgewiesen.
Chondroitin und Glucosamin sind körpereigene Knorpelschutz-Substanzen (Chondroprotektiva).
Sie sind ein natürlicher Bestandteil des Knorpels, um diesen widerstandsfähiger zu machen.
Studien zeigten, dass eine langfristige Einnahme zu einem geringeren Knorpelabbau und einer Abschwächung des Gelenkspaltrückgangs führen. Allerdings weisen Studien auch darauf hin, dass es nicht zu einer erhöhten Schmerzreduktion kommt. Daher wird die Einnahme kontrovers diskutiert. Vorsicht ist auf jeden Fall bei der gleichzeitigen Einnahme von Cumarinderivaten zur Blutverdünnung (zum Beispiel Marcumar) gegeben.
Uridin ist ein RNA-Baustein, der bei der Reparatur von Geweben und der Heilung von Nervenentzündungen beteiligt ist. Dadurch ergibt sich ein breites Anwendungsfeld bei der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates: Ischialgie, Schulter-Arm-Syndrom, Hexenschuss, Trigeminusneuralgie, Intercostalneuralgie, Herpes Zoster, Wurzelreizsyndrom bei Bandscheibenvorfällen, HWS Syndrom.
In Studien zeigte sich eine signifikante Schmerzreduktion bei Patienten mit diesen Indikationen. Fertige Arzneimittel enthalten meist zusätzlich Vitamin B 12 und Folsäure, zwei Vitamine, die für die Funktion der Nerven ebenfalls essenziell sind.
Diese fertigen Arzneimittel sind unter den Namen Keltican® Forte oder Doloctan® Forte im Handel.
Bromelain ist ein natürliches Gemisch von Enzymen aus der Ananaspflanze. Es wirkt antiphlogistisch, immunmodulierend, analgetisch und fördert die Wundheilung. Es wird bei Schwellungen nach Operation oder Verletzung der Nase und Nasennebenhöhlen eingesetzt. Aus langjähriger Erfahrung hat es auch seinen festen Platz bei Sportverletzungen und Arthrose.
Präparate mit Enzymen sind zum Beispiel Wobenzym®, Wobenzym® Sport (zusätzlich mit Weihrauch und Curcumin) und Enzym-Wied®classic (mit weiteren Enzymen, Zink und Selen).
Bei Kurkuma weisen Untersuchungen auf eine antientzündliche, schmerzlindernde, antimikrobielle und immunstimulierende Wirkung hin. Daraus ergeben sich zahlreiche theoretische Anwendungsgebiete wie z.B. Arthrose. Die Studienlage ist für einen breiten Einsatz allerdings noch nicht aussagekräftig. Daher sind auch keine Arzneimittel mit Curcumin, dem Wirkstoff der Kurkumawurzel im Handel, lediglich Nahrungsergänzungsmittel, die keine feste Indikation nennen dürfen. Vorsicht ist bei Curcumin geboten, wenn noch weitere Medikamente gegen Thrombose eingenommen werden, da Curcumin diese Wirkung verstärken kann.
Der wichtigste Inhaltsstoff des Weihrauchharzes sind Boswellia-Säuren. Boswellia-Säuren hemmen Schmerzmediatoren und Entzündungsenzyme und reduzieren die knorpelzerstörende Elastase.
In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass es zu einer Verringerung von Schmerz und Entzündung und einer Verbesserung der Beweglichkeit kommt. Allerdings gibt es in Deutschland noch keine Zulassung als Arzneimittel.
Ein Nahrungsergänzungsmittel, welches beides (Curcumin und Boswellia) enthält, ist zum Beispiel Dr. Jacobˋs Boswellia MSM Forte.
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